Arbeit am Tonfeld ®

 

Der gesamte Mensch ist in seiner Hand versammelt – und so werden alle Bewegungen lebendig und bedeutsam. Die Arbeit am Tonfeld® ist eine therapeutische Methode der Gestaltung von Unbewusstem. Sie wurde 1972 von Prof. Heinz Deuser begründet und stetig weiterentwickelt. Die Wirkung der Methode beruht auf den Gesetzen der Haptik. Wer etwas mit den Händen berührt, wird auch selbst davon be- rührt. In dem mit Ton gefüllten flachen Kasten aus Holz – dem Tonfeld – spielt sich der Gestaltungsprozess ab. Eine Schale mit Wasser steht in Reichweite und kann den Fluss der Arbeit als zusätzliches Element unterstützen. Das Kind oder der Jugendliche gestaltet, wovon es bzw. er bewegt ist. „Die Prozessstufen sind wie Bahnstationen auf einer Bahnfahrt. Wo es nun Störungen und Versäumnisse gab, können wir Menschen aussteigen und wieder erwerben, was uns fehlte. Wir können Entwicklungsstufen nachholen und auch neue anlegen.“ (nach H. Deuser, Bewegung wird Gestalt, Bremen 2004)

Tonfeld-Therapie – für wen?

In meine Praxis kommen Kinder und Jugendliche mit Entwicklungsverzögerungen, Schulproblemen, viele Adoptivkinder, die keine normale frühkindliche Entwicklung hatten, „Trennungskinder“ und Menschen mit Behinderungen und anderen Auffälligkeiten. Deutliche Entwicklungsfortschritte zeigen sich manchmal schon nach 10 Sitzungen. Doch auch Zeiträume von mehreren Jahren sind mitunter für eine therapeutische Begleitung notwendig. Wie beispielsweise ein junger Mensch mit Beeinträchtigung, der im Alter von 13 Jahren zu mir kam und nun nach sieben Jahren zu Hause ausgezogen ist, um in der Stiftung Lichtenstern, Kreis Heilbronn, in einer Wohngruppe zu leben und zu arbeiten. An den Wochenenden kommt er bis auf weiteres weiterhin zur Tonfeldtherapie. Die Arbeit am Tonfeld® greift gezielt das Entwicklungsmoment in der Bewegung auf und ist für Menschen aller Altersstufen geeignet. Sowohl für Menschen ohne, als auch mit Beeinträchtigung. Zurzeit begleite ich mehrere Kinder am Tonfeld, die unter der Trennung ihrer Eltern leiden und dadurch aus ihrem inneren Gleichgewicht geworfen werden. Häufig passiert es, dass Kinder, die überraschend von der Trennung ihrer Eltern erfahren (aus der Sicht des Kindes), die Schuld für diese Trennung übernehmen. Dadurch kommen sie in eine große Überforderung, die sich durch Konzentrationsstörungen äußern kann. Manchmal schon durch wenige Stunden am Tonfeld, finden solche Kinder ihr inneres Gleichgewicht wieder.

Das Arbeiten am Tonfeld

Die Tonfeldstunde geschieht in einem sogenannten Schonungsraum zum behutsamen Nachreifen des Kindes. Die gesamte Stunde wird durch eine Kamera aufgezeichnet. Das Tonfeld kann mit den Händen wahrgenommen, ertastet, erfahren werden. Das formbare Material lädt ein zum Erproben, es nimmt jede Berührung auf und stellt sich für unendliche Möglichkeiten zur Verfügung. Das begrenzte Feld vermittelt den wahrnehmenden Händen Halt, die ebene Fläche bietet freien Raum. Gestalt entsteht aus der Bewegung der Hände, die im Ton ihre Spuren hinterlassen. Im Ergreifen und Gestalten erlebt der Betreffende sich schöpferisch. Im Streichen und Formen des Materials ist er zutiefst in seinen Sinnen angesprochen. Die Präsenz eines ausgebildeten Begleiters ist entscheidend, der in der richtigen Weise anspricht und hilft, den Bewegungsprozess der Hände wahrzunehmen und zu verstehen. Bei allen Menschen, die zu uns kommen, haben wir Tonfeld-Therapeuten die beglückende Aufgabe, sie dorthin zu begleiten, wohin sie in ihrer ganz eigenen Art und Fähigkeit gehen möchten und können.

Ein Beitrag von Anita Frisch, Leingarten. Pädagogin, Tonfeldtherapeutin für Kinder und Jugendliche. Ausbildung für die Arbeit am Tonfeld® am Institut für Gestaltbildung bei Prof. H. Deuser, Hinterzarten. Tel. 07131/401543, anita.frisch@gmx.de Weitere Infos: www.tonfeld.de