Late taker

 

Der 2-jährige Tim kann gut klettern, schnell rennen und hohe Türme bauen. Er spielt gerne mit seiner älteren Schwester und seiner Katze Mimi. Doch unterhalten kann er sich mit den beiden nicht. Tim spricht außer „Mama, aua, Ei“ keine weiteren Wörter. Damit gehört er zur Gruppe der Late Talker, der späten Sprecher, wie jedes fünfte Kind in seiner Altersgruppe. Tims Eltern machen sich über die verzögerte Sprachentwicklung ihres Kindes große Sorgen.

Late Talker sind Kinder, die mit 24 Monaten (Zeitpunkt der U7-Untersuchung) weniger als 50 Wörter sprechen und keine Zwei-Wort-Kombinationen bilden. Zum Vergleich: Im Durchschnitt spricht ein Kind bereits mit 18 Monaten 65 Wörter und mit 30 Monaten 428 Wörter. Natürlich benötigen nicht alle 2-jährigen Late Talker die gezielte frühe Hilfe einer Logopädin. Ein Drittel der Kinder holt den Rückstand bis zum Alter von 30 Monaten von alleine auf, sie zählen zu den sogenannten „Late Bloomern“, den Spätaufblüh- ern. Die anderen zwei Drittel sind jedoch von einer Spezifischen Sprachentwicklungsstörung (SSES) bedroht und können von einer frühen logopädischen Therapie sehr profitieren. Langzeitfolgen wie massive Satzbau-, Aussprache- und Textverständnisstörungen sowie Schulprobleme in Deutsch und Mathematik können so bei vielen Kindern vermieden werden.

Nun stellt sich die wichtige Frage: Kann das Kind den Entwicklungsrückstand alleine aufholen oder braucht es eine logopädische Behandlung? Wissenschaftler haben herausgefunden, dass es eindeutige Risikofaktoren für eine SSES gibt. Ganz besonders hervorzuheben ist hierbei das Sprachverständnis des Kindes. Kinder, die kein verlässliches Sprachverständnis haben, sind massiv gefährdet. Leider bleibt ein Sprachverständnisproblem in den meisten Fällen von den Eltern oder Erzieherinnen unentdeckt. Ein besonderes Augenmerk sollte auch auf Kinder gelegt werden, die kaum Blickkontakt aufnehmen oder nicht spielen können, mit anderen Kindern nicht in Kontakt treten oder verhaltensauffällig sind. Auch hier sollte mit 2 Jahren eine Logopädin aufgesucht werden. Bei Late Talkern mit gutem Sprachverständnis reicht möglicherweise auch eine intensive Elternanleitung zu sprachförderlichem Verhalten nach dem Heidelberger Elterntraining aus. All die anderen brauchen jedoch schon eine frühe, direkt am Kind ansetzende Sprachtherapie. Hierfür eignet sich eine Therapie nach Barbara Zollinger oder das Late Talker-Therapiekonzept nach Schlesiger. Frau Dr. Schlesiger konnte in ihrer Studie nachweisen, dass eine Frühintervention bei Late Talkern deutliche Verbesserungen in der Sprachentwicklung bewirkt. Die 2-jährigen Late Talker, die logopädische Therapie erhielten, hatten im Alter von 3 Jahren einen deutlich größeren Wortschatz und bessere grammatikalische Kompetenzen als die Vergleichsgruppe, die keine Behandlung erhielt. Infos: Praxis für Logopädie, Ute Rothenhöfer, Untere Kanalstraße 15/1 74081 Heilbronn (Horkheim) Tel: 0 71 31 / 6 42 92 91 www.logopaedie-heilbronn.de